Auf der 4. Etappe gab es erstmals einige Kilometer, auf denen nicht nur die Spitzenläufer rennen konnten. Die Laufzeiten und Klassierungen sind ganz in Ordnung, obwohl für Fausto und mich diese unwesentlich sind. Aber natürlich freuen wir uns, dass wir uns unter den Top 20 behaupten können. Aber das Grösste sind die fantastischen Blicke, welche wir auf der Strecke bekommen. Dieses Kaiserwetter führte in der vierten Etappe zu sommerlichen Temperaturen, welche auch auf die Leistungen Auswirkungen hatte. Die 5. Etappe, ein Bergsprint in Scuol, war eine problemlose Aufgabe. Die 6. Etappe zeigte, dass die Konzentration ständig bewahrt werden muss.
von Felix Benz
4. Etappe
(Dienstag, 8. September 09) von Galtür nach Scuol über 40 Km
2339 Höhenmeter im Aufstieg, 2734 Höhenmeter im Abstieg
Heiss gelaufen
Der Speaker meldete beim Start in Galtür warme Temperaturen für den ganzen Tag. Und diese Voraussage traf ein, besonders gegen Schluss der 40 Kilometer langen und damit der längsten Etappe des diesjährigen TAR. Am Ziel in Scuol zeigte das Thermometer 24 Grad. Die Wärme führte bei mir während den beiden langen Aufstiege, gesamthaft waren 2339 Höhenmeter zu bewältigen, zu einem Problem. Mein „Motor“ lief Gefahr zu überhitzen und so passten Fausto und ich unser Tempo den verfügbaren Energiereserven an. Denn wir wollten auch heute keine Risiken eingehen und immer im „Wohlfühlbereich“ bleiben und keinen Einbruch erleiden, was uns dann auch gelang. Nach 5:38 Std. waren wir im Ziel. Damit verbleiben wir weiterhin in den Top-20 der Masterkategorie.
Heute hatte ich allerdings doch noch ein weiteres kleines Problem. Beim Abstieg vom Futschölpass, dem höchsten Punkt des Tages auf 2768 Meter gleich nach der Schweizer Landesgrenze, ist mir im Geröll ein Laufstock gebrochen. Gleich nach dem Zieleinlauf in Scuol konnte ich dieses Missgeschick wieder korrigieren und so bin ich auch auf den restlichen vier Etappen wieder bestens ausgerüstet. Der morgige Tag wird praktisch zu einem Ruhetag. Ein Bergsprint von Scuol hinauf auf Motta Naluns steht auf dem Programm. Im Vergleich zu den bisherigen happigen Etappen sind die 6 Kilometer und 936 Meter Steigungen eine eher leichte Aufgabe.
5. Etappe
(Mittwoch, 9. September 09) Bergsprint in Scuol über 6.19 Km
936 Höhenmeter im Aufstieg
Freunde aus dem Rheintal an der Strecke
Die fünfte Etappe, ein Bergsprint von 6 Kilometer von Scuol hinauf nach Motta Naluns mit 936 Meter Höhendifferenz, hat kein Team in Unruhe versetzt. Denn im Vergleich zu den vier ersten Tagen ist diese Aufgabe nahezu ein Kinderlauf und der Mittwoch somit von den meisten Läuferinnen und Läufer als „Ruhetag“ bezeichnet worden. Auch Fausto und ich packten diese Aufgabe locker an, auch das Tagesprogramm liess uns gewisse Freiheiten, unsere Startzeit war erst um die Mittagszeit. Alle 30 Sekunden startete ein Team. Lockeren Schrittes erklommen wir den Hang und erreichten nach 56 Minuten das Ziel auf der bekannten Aussichtsterrasse ob Scuol. Wie schon die ganze Woche herrschte prächtiges Wetter und wir genossen im Ziel zusammen mit vielen Zuschauern die herrliche Rundsicht aufs Unterengadin. Besonders gefreut habe ich mich heute über einen Besuch aus dem Rheintal. Mila-Trainingsfreundin Kathrin Hensch aus Kriessern und ihre Schwester Nicole Konrad aus Walzenhausen standen kurz vor dem Ziel an der Strecke und motivierten mich zu einem Schlussspurt. Die beiden waren im letzten Jahr als Alpinrunner-Team am Transalpine-Run dabei. Bereits ist mehr als die Hälfte des achttägigen Laufes vorbei und wir verlassen morgen das Engadin über den imposanten, in den Fels gesprengten Gebirgsweg durch die Uina-Schlucht Richtung Südtirol. Eine eher einfachere Strecke, wie der Rennleiter an der heutigen Information anlässlich der Rangverkündigung sagte. Übrigens, unsere heutige Laufzeit führte zu keiner wesentlichen Änderung der Rangierung. Wir bleiben weiterhin in den Top 20.
6. Etappe
(Donnerstag, 10. September 09) von Scuol nach Mals über 37 Km
1332 Höhenmeter im Aufstieg, 1474 Höhenmeter im Abstieg
Nicht übertreiben, immer konzentriert bleiben
Die Bäume wachsen nicht in den Himmel, das spürte ich heute deutlich. Voller Elan starteten Fausto und ich in Scuol zur sechsten Etappe. Auf diese hatte ich mich schon lange gefreut, sie führt durch die Uina-Schlucht mit dem in den Fels gesprengten Wanderweg und das Ziel ist in Mals im Vinschgau und gilt als eine der schönsten Abschnitte des Transalpin-Run. Zudem kannte ich sie zum Teil aus früheren Lauferlebnissen im Engadin. So zeigten wir uns auf den ersten, flach abfallenden Kilometer weit vorne im Feld und auch auf dem langen Aufstieg durch die Schlucht und die Traverse zum Schlienigpass lief ich voll drauflos. Nebst dass wir ziemlich zügig unterwegs waren, wollte ich auch viel von der einmaligen Landschaft sehen. Das ging aber auf Kosten der Konzentration und plötzlich lag ich flach am Boden. Der Schreck war gross, aber ich hatte Glück. Nebst kleinen Schürfungen habe ich keinen Schaden davon getragen. Aber der Sturz zeigte mir deutlich, dass diese Laufstrecken immer grösste Konzentration erfordern und jeder Meter im unebenen Gelände im Auge behalten werden muss. So habe ich heute die zweiter Hälfte der total zu laufenden 37 Kilometer, alles abfallend, mit etwas reduziertem Tempo gelaufen. Denn die wunderbare Aussicht wollte auch heute geniessen, aber dafür gewährte ich mir die entsprechende Zeit. Mein Laufpartner Fausto hat grösstes Verständnis für meine Situation gezeigt und ist wie ich froh, dass wir nebst meinem Sturz einen fantastischen Tage erleben durften. Nach 4:16 Std. erreichten wir mehr als zufrieden das Ziel in Mals und klassierten uns wieder unter den 20 besten Master-Teams.
Die Mediziner und Therapeuten werden ziemlich beansprucht. Von Tag zu Tag gibt es mehr Läuferinnen und Läufer, welche Tapes, Medikamente und andere Hilfen beanspruchen, um die Etappen einigermassen zu bestehen. Von unseren Alpinrunner-Teams waren bis heute Morgen noch 8 von 9 in Oberstdorf gestarteten Teams noch in der Wertung. Aber die Gefahr, nicht bis Latsch durchzuhalten, wird immer grösser. Im Vergleich zu vielen anderen bin ich in einer ausgezeichneten Verfassung, fühle mich sehr gut und habe keine nennenswerten Probleme. Einzig die Müdigkeit steigt von Tag zu Tag, aber wenn die morgige Königsetappe auch noch überstanden ist, dann kann eigentlich nicht mehr viel passieren. Ich bin somit sehr zuversichtlich, zusammen mit Fausto am Samstag das Ziel in Latsch zu erreichen. Fausto hat allerdings ein Problem mit einem seiner grossen Zehen. Ich hatte beim Swiss-Jura praktisch dasselbe zu beklagen und trotzdem zu Ende laufen können. Das wird auch Fausto gelingen.
Weitere Tagesbericht siehe News 1 und 3 sowie Transalpine-Run: 8 Tage Keep on running
Noch mehr über den TAR im Internet
Weitere Informationen, Berichte, Bilder und anderes mehr vom Transalpin-Run sind zu finden auf www.alpinrunner.ch
Und selbstverständlich auf der Homepage des Veranstalters www.transalpin-run.com
Und Ranglisten sind auf www.datasport.com zu finden
Die weiteren Etappen: