Felix Benz startet vom 5. bis 12. September zum Transalpin-Run. Mit seinem Partner Fausto Pellegrini von den Churer Alpinrunners läuft er in acht Etappen von Oberstorf via Lech, St. Anton, Galtür, Scuol, Mals, Schlanders bis nach Latsch im Südtirol. 238 Kilometer und über 15000 Höhenmeter misst dieser spektakuläre Running-Event. Atemberaubende Landschaften und unvergleichliche Erlebnisse erwarten ihn auf diesem Abenteuer, von welchem er täglich berichtet.
von Felix Benz
Transalpin-Run – Laufabenteuer pur
Der Veranstalter beschreibt den Lauf wie folgt: „Die Strecke des 5. Transalpine-Run 2009 führt auf einer der landschaftlich schönsten Routen (Allgäuer Alpen-Lechtaler Alpen-Ferwall-Silvretta-Sesvenna Gruppe bis hin zu den Südl. Ötztaler Alpen) in acht Tagesetappen durch vier Länder über die Alpen. Startpunkt ist Oberstdorf in Deutschland. Insgesamt ungefähr 240 Kilometer Distanz und fast 15.500 Höhenmeter werden die Teilnehmer des Transalpine-Run (TAR) meistern, ehe sie in Latsch im Vinschgau (Italien), die Ziel-Linie überschreiten. Ein aussergewöhnlicher Etappen-Wettkampf für 2-er Teams.“
Für mich ist es weit mehr. Es ist mein sportliches Jahresziel. Vor etwa zwei Jahren habe ich mir diese Herausforderung ausgewählt, da will ich dabei sein. Denn sehr viel habe ich über diesen Etappenlauf schon gehört und gelesen, nur Gutes! Besonders über die Strecke mit den unzähligen Naturschönheiten. Eigentlich wollte ich schon vor einem Jahr dabei sein, aber die Veranstalter haben entschieden, zwischen der bekannten Westroute und einer neuen Ostroute jährlich zu wechseln. Und da «meine» Strecke vom Allgäu über das Vorarlberg, Tirol, Engadin und dann ins Vinschgau mit dem Ziel im fast heimischen Latsch erst wieder im 2009 auf dem Programm war, stand für mich fest: Dann warte ich noch ein Jahr, aber im 2009 dann ganz sicher! Jetzt ist es dann soweit, ich freue mich auf den Start wie ein Kind auf Weihnachten
Laufveranstaltungen über mehrere Tage, die machen mir besonders viel Spass. Da kann ich meine Stärken zeigen. Nachdem ich zwei Mal beim Swiss-Jura-Marathon dabei sein dürfte und auch beim Mont-Blanc Ultra Trail das Ziel erreicht habe, freue ich mich, mit dem TAR ein weiteres grosses Laufabenteuer in Angriff nehmen zu dürfen. Allerdings muss ich schon zugeben: Eine Portion «Verrücktheit» gehört schon dazu, um sich für eine derartige Herausforderung zu entscheiden. Und ähnlich, wie bei Etappenlauf Genf-Basel in Juni, werde ich nochmals versuchen, meinem Freunden und allen Interessierten via Internet jeden Tag und möglichst schnelll, fast live, über meine Erlebnisse zu berichten und mein Befinden auf dieser HP zu veröffentlichen. Hoffentlich kappts und dann viel Spass beim Lesen. Und natürlich jetzt schon vielen Dank für das „Daumen drücken“.
Der TAR ist ein Teamwettkampf. Eigentlich wäre ich gerne mit einem Partner aus der MILA zu diesem Laufabenteuer gestartet. Aber aus verschiedenen Gründen konnte sich (noch) kein Mila entschliessen, diese läuferische und mentale Herausforderung anzunehmen. Und so fragte ich bei meinen Alpinrunner-Freunden in Chur an. Dort hatte ich Glück: Auch Fausto Pellegrini hatte die Absicht, beim TAR 09 dabei zu sein und noch keinen Partner. Und da wir beide auf ähnlichem Niveau laufen, war der Entscheid schnell gefallen. Fausto und ich bilden ein Team, Alpinrunner.ch Nr. 10. In der Folge machten wir zusammen mit den anderen Teams unter der Leitung von Marco Jäger und Thomas Tscharner einige «Testläufe», u.a. auch auf den Churer Calanda.
Vorbereitung auf verschiedenen «Ebenen»
Die Strecke des TAR, die Westvariante im Speziellen, fasziniert mich seitdem ich mich mit einer Teilnahme beim TAR „beschäftige“. So war ich schon mehrmals im Unterengadin und habe Teile der Strecke dort oben abgelaufen. Und auch der Zielort Latsch ist mir sehr gut bekannt, geniessen wir doch seit Jahren mit der MILA-Rheintal dort Gastrecht und profitieren von den optimalen Trainingsmöglichkeiten der Apfelgegend. Und im Sinne der letzten (mentalen) Vorbereitungen standen auch die letzten beiden Wochenende ganz im Fokus des TAR. So lief ich in Lech und in Galtür zwei Halbmarathons und bei beiden «Testläufen» schaute sogar ein Podestplatz heraus. Ich fühle mitch bestens gerüstet. So konnte ich die eindrücklichen Gebirgslandschaften, wo mich in Kürze der TAR wieder hinführen wird, als Vorfreude geniessen. Bei diesen beiden Laufveranstaltungen in Lech und Galtür konnte ich mit Freude feststellen, dass Marco Jäger, der „TAR-Expeditionsleiter“ von den Churer Alpinrunner, in Sachen Unterkunft hervorragend für „seine“ Teams gesorgt hat. Im Haus „Melitta“ in Lech und im Belvedere bekommen wir eine Unterkunft, über die uns andere sicher beneiden werden.
Mein Ziel
Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teilnahme am TAR sind also bestens, die Vorbereitungen optimal verlaufen. Ich darf zuversichtlich sein, dass ich das Ziel erreichen werde. Und dieses heisst: Ich will zusammen mit Fausto ein tolles Laufabenteuer mit vielen positiven Überraschungen erleben, die acht Tage geniessen und die Leistungen mit alten und neuen Freunden im Ziel in Latsch gebührend feiern. – Keep on running!
Vor dem Start
Reise an den Startort Oberstdorf im Allgäu (Freitag, 4.9.09)
Für die Startetappe bereit
In St. Margrethen bin ich dem Alpinrunner-Teambus aus Chur zugestiegen und so sind die 9 Teams gegen 16.00 Uhr in Oberstdorf angekommen. Die Zimmerverteilung in unserer Pension hat bestens geklappt. Als wir im Gemeindezentrum die Startunterlagen und die Gepäckstasche abgeholt hatten, genehmigten wir uns noch ein Kennenlern-Bier. Dann folgte die Pastaparty, etwas üpiger als bei anderen Läufen. Sogar ein Dessertbuffet gehörte dazu! Als dann alle 250 Teams im Saal versammelt waren, folgte das grosse „Briefing“, eingeleitet durch den Einmarsch aller Fahnen der Teilnehmerländer. Besonders begrüsst wurden jene Läuferinnen und Läufer, welche bei allen bisherigen Transalpine-Runs dabei waren, morgen also zum 5. Mal. Einen Glückwunsch bekamen Jochen und Nicole aus Deutschland, ich kenne sie leit längerem, u.a. waren die beiden in diesem Jahr auch beim Hunderter von Biel. Sie hatten vor wenigen Tagen in Oberstdorf geheiratet und benützen den TAR als Flitterwochen. Abschliessend machte der Rennleiter noch auf die Reglementsbestimmungen (die Teams müssen immer zusammen laufen) aufmerksam und wünschte alle für die morgige 1. Etappe viel Erfolg.
Die erste Etappe startet um 10.00 Uhr, die weiteren jeweils schon um 08.00 Uhr. Das Wetter? Sollte gut werden, wir alle sind zuversichtlich, dass die Niederschläge aufhören!
Detaillierte Tagesberichte über die einzelnen Etappen siehe in den verschiedenen News, eine Zusammenfassung nachstehend:
246 Zweierteams sind im Allgäu zur ersten Etappe nach Lech am Arlberg gestartet, die Berge oberhalb 2000 Meter waren mit Neuschnee bezuckert. Zum Laufen waren die Bedingungen während der ganzen Woche ideal. Die herrliche Berglandschaft zeigte sich täglich im schönsten Glanz.
Gleich voll zur Sache
Es gab kein einlaufen, schon in den ersten beiden Etappen ging es richtig zur Sache. 35 Kilometer Länge mit 2543 Meter Steigungen gab es zu Beginn zu bewältigen. Felix Benz und sein Laufpartner Fausto Pellegrini hatten auf der anspruchsvollen Strecke im alpinem Gelände aber keine nennenswerte Schwierigkeiten oder Probleme. Auf dem zweiten Abschnitt nach St. Anton war das Streckenprofil extrem steil. Im hochalpinem Gelände war grösste Vorsicht bei den Auf- und Abstiegen angezeigt, besonders an jenen Stellen, wo noch Neuschnee lag. So wurden zur Verbesserung der Sicherheit bei der Passage des Vallugagrates oberhalb von St. Anton auf 2700 Meter extra Fixseile montiert. Auch die 3. Etappe von St. Anton nach Galtür war mit zwei langen Aufstiegen nicht weniger anspruchsvoll, etwas mehr als fünfeinhalb Stunden benötigten Benz und sein Laufpartner aus Chur dafür. Es versteht sich, dass sie die steilen Aufstiege wie die meisten nur noch im schnellen Schritt bewältigen konnten.
Kein Risiko
Die vierte Etappe von Galtür nach Scuol war mit 40 Kilometern die längste und das Profil zeigte zwei lange Aufstiege zudem wurde es von Tag zu Tag wärmer. Erstmals liefen die beiden Gefahr, erstmals in eine „Krise“ zu laufen. So nahmen Benz und sein Laufpartner etwas Tempo weg. Denn sie wollten keine Risiken eingehen und sich solange wie nur möglich im „Wohlfühlbereich“ bewegen und keinesfalls einen Einbruch erleiden. Ein weiteres kleiners Problem gab es in dieser Etappe. Beim Abstieg vom Futschölpass, dem höchsten Punkt des Tages auf 2768 Meter gleich nach der Schweizer Landesgrenze, ist Benz im Geröll ein Laufstock gebrochen. Gleich nach dem Zieleinlauf in Scuol konnte er sich wieder Ersatz beschaffen.
Bergsprint am „Ruhetag“
Die fünfte Etappe, ein Bergsprint von 6 Kilometer von Scuol hinauf nach Motta Naluns mit 936 Meter Höhendifferenz, hat kein Team in Unruhe versetzt. Denn im Vergleich zu den vier ersten Tagen ist diese Aufgabe nahezu ein Kinderlauf und der Mittwoch somit von den meisten Läuferinnen und Läufer als „Ruhetag“ bezeichnet worden. Besonders gefreut hat sich Felix Benz und die anderen Alpinrunner-Teams über den Besuch von Kathrin Hensch aus Kriessern und ihrer Schwester Nicole Konrad aus Walzenhausen.
Konzentriert bleiben
Felix Benz uns sein Partner Fausto in Scuol zur sechsten Etappe nach Mals. Auf diese hatte sich der Mila-Läufer besonders gefreut, sie führt durch die Uina-Schlucht mit dem in den Fels gesprengten Wanderweg. Der Abschnitt gilt als einer der schönsten des Transalpine-Run. So liefen die beiden voll motiviert los und zeigten sich auf den ersten, flach abfallenden Kilometer weit vorne im Feld. Auch auf dem langen Aufstieg durch die Schlucht und die Traverse zum Schlienigpass schien kein Problem zu sein, bis Benz plötzlich auf dem Boden lag. Der Schreck war gross, aber Benz hatte Glück. Nebst kleinen Schürfungen hat er keinen Schaden davon getragen. Aber der Sturz zeigte ihm deutlich, dass diese Laufstrecken immer grösste Konzentration erfordern.
Energiereserven aufgebraucht
Die zweitletzten Etappe führte auf das „Dach“ der Tour. Nach dem Start in Mals folgte ein langer Aufstieg mit 1200 Meter Höhe in weglosem Geröll. Die „Hölle“ für die meisten. Die Luft wurde dünner und dünner, Benz verbrauchte seine letzten Energiereserven, um den höchsten Punkt aller Etappen auf über 3000 Meter über Meer zu bezwingen. Es folgte die 8. und letzte Etappe von Schlanders nach Latsch. Sie forderte von den Teams mit dem Aufstieg auf die Göflaner Scharte mit 1800 Höhenmeter nochmals eine Höchstleistung. Entschädigt wurden die Läuferinnen und Läufer auf 2400 Meter über Meer durch den fantastischen Ausblick ins Vinschgau. Dann begann der letzte Abstieg Richtung Martelltal und Morter, eine Gegend, die Benz vertraut ist, kennt er die Zielgegend von etlichen Trainingsferien mit seinen Mila-Lauffreunden.
Überglücklich im Ziel
Auf den letzten beiden Kilometern durch die Latscher Obstplantagen legten Benz und sein Partner einen regelrechten Schlussspurt hin und zeigten dass sie den Transalpine-Run ohne grösseren Probleme überstanden hatten. Sie uns alle anderen Finisher wurden auf dem Latscher Dorfplatz von vielen Zuschauern empfangen und bejubelt. Knapp 200 Teams haben das Ziel erreicht, Felix Benz und sein Partner Fausto Pellegrini gehören zu diesen Helden. Gemeinsam die 8-tägige Herausforderung meistern, viele positive Erelbnisse sammen und das Ziel in Latsch erreichen, das war der Willen der beiden. Es war allerdings nicht nur ein Erlebnislauf, sondern auch ein Wettkampf. Und so sind die beiden doch auch ein wenig stolz über ihre Klassierungen. Regelmässig sind sie gelaufen und erreichten in der Schlusswertung mit einer Gesamtzeit von 34 Stunden und 47 Minuten den 17. Rang in der Masterwertung, in welcher 79 Teams gestartet waren.
Noch mehr über den TAR im Internet
Weitere Informationen, Berichte, Bilder und anderes mehr vom Transalpin-Run sind zu finden auf www.alpinrunner.ch
Und selbstverständlich auf der Homepage des Veranstalters www.transalpin-run.com
Und Ranglisten sind auf www.datasport.com zu finden